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Dhuwarrwarr Marika: Wall of Resistance 2019 | 2020


Details

  • Nr.:RKS1445
  • Medium:Natürliche Erdpigmente auf Rinde und Larrakitj
  • Größe:268 × 135 cm
  • Jahr:2019 | 2020
  • Region:Arnhem Land (East)
  • Kunstzentrum:Buku-Larrŋgay Mulka
  • Anmerkung:Ankauf Museum
  • Status:

Die Installation "Wall of Resistance" ist Bestandteil der Ausstellung "Resist! Die Kunst des Widerstands" im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln vom 27.11.2020 bis 02.05.2021.

Der künstlerische Akt, mit dem Dhuwarrwarr Marika ihre eigene Identität und die ihres Clans portraitiert, ist das Manifest einer langjährigen andauernden Widerstandstradition. Die Künstlerin ist ein seniores Mitglied des Rirratjiŋu-Clans, der für seine führende Rolle im Kampf gegen Enteignung und Assimilation bekannt ist.

Ihre eigene Rolle als eine der ersten Frauen, die die geheimen Designs, die die Essenz der Rirratjiŋu beinhalten, gemalt hat, muss im Zusammenhang mit der Führerschaft ihres Vaters Mawalan Marika bei den Verhandlungen mit den methodistischen Missionaren in der Mitte der 1930er Jahren gesehen werden.

Ihr Bruder Wandjuk Marika war eines der Gründungsmitglieder des Australian Council of the Arts und er war es auch, der den Kampf gegen Urheberrechtsverletzungen im Zusammenhang mit Arbeiten indigener Künstler ausfocht. Ihre Schwester Banduk Marika O.A.M. ist eine renommierte Umweltaktivistin. Ihr ist es zu verdanken, dass Yalaŋbara als registrierte heilige Stätte unter Schutz steht. Roy Marika M.B.E., bekannt als der Vater der Landrechte, ist anerkannt als einer der Schlüsselfiguren der Landrechtbewegung, die in Yirrkala 1962/63 mit der Yirrkala Bark Petition und den Yirrkala Church Panels ihren Anfang nahm. In diesen Werken, ebenso wie in der Wall of Resistance, sind die heiligen Designs zu finden, die die Identität des Landes zum Ausdruck bringen. Zeichen, die den Widerstand der Yolŋu gegen die Kolonialisten belegen, die ihr Land rauben und ihre Kultur zerstören wollten.

Dieser Widerstandsprozess, der in Yirrkala begann und durch die Führerschaft der Marika-Familie ins Rollen kam, wuchs und umspannte die gesamte australische Nation und veränderte die politische und soziale Landschaft über die nächsten Jahrzehnte hinweg.

Die Designs hier bergen die Identität von Yalaŋbara und Rulyapa, heiligen Stätten an der Nordküste Australiens.

Yalaŋbara ist eine wichtige Stätte für alle Yolŋu, speziell der Dhuwa-Moiety, denn hier haben die Djaŋ’kawu-Schwestern das Land betreten. Die Djaŋ’kawu sind bedeutende Schöpferahnen, die alles erschaffen haben, was mit den Dhuwa in Verbindung steht. Die Schöpfungsgeschichte der Djaŋ’kawu beginnt mit der Ankunft der Schwestern von ihrer mythischen Insel Burralku.

Sie erreichten das nordöstliche Arnhemland bei Sonnenaufgang. Der eigentliche Name dieses Teils Australiens ist Miwatj oder Morning Side, ein Bezug darauf, dass genau hier die erste Morgensonne auf den hohen Norden Australiens fällt. Matalatj (die ältere Schwester, die später in der Geschichte gebären wird) und Bitjiwurrurru (ihre jüngere Schwester, die als Geburtshelferin agiert) sind mit ihrem Kanu einen weiten Weg gepaddelt. Dann halten sie für eine Pause an und klettern auf eine Sanddüne, gerade als die Sonne aufgeht. Die Sonnenstrahlen treffen auf Buwata, die Trappe [Vogelart] und reflektieren das Wasser. Als dies geschieht, besingen die Schwestern Buwata und geben ihm seinen Namen. Das gleiche machen sie, als die Sonne auf zwei weitere wichtige Dhuwa-Vögel trifft, die dem Rirratjiŋu-Clan zugeordnet werden: Lindirritj (Regenbogenlori) und Ŋatili (Schwarzer Kakadu).

Die Schwestern legten ihre Paddel nieder und verwandelten diese in den heiligen Djuta-Baum, in den sie ihre Ceremonial Bathi (heilige Dilly Bags, traditionelle gewebte Taschen) hingen. Gowudalbudal (der männliche schimmernde Fliegenschnäpper), der die Gezeiten herbei und hinweg singt, saß auf einem dieser Bäume. Die Schwestern benannten Gudurrku (Kranich) und Baribari (Heiliger Ibis). Die Schwestern stoßen ihre Mawalan (heilige Grabstöcke) in den Sand und erschaffen dabei das erste Milŋurr (Süßwasserloch) am Strand. Die Sonne steigt weiter, als zwei Djanda (Goannas) aus diesem Milŋurr trinken. Ŋatili hört das Brechen der Wellen und sieht den Schaum, der sich bildet, wenn Süß- und Salzwasser aufeinander treffen. Von den Djuta-Bäumen hingen Mangirrikkirri (Flughunde) im Lichterkranz der aufsteigenden Sonne.

Die Schwestern bereiten sich auf die erste Geburt vor, ein selbstbefruchteter Akt der Schöpfung. Djawulu (ihr weißes Haar) ist ein Symbol ihrer heiligen Weisheit. Mawalan werden alle Dinge genannt, die die Schwestern auf ihrer späteren Reise durch das Land der anderen Dhuwa-Clans erschaffen haben: Quellen, Felsen und andere Merkmale der Landschaft. Die Designs zeigen Salzwasser, das auf der Haut getrocknet ist. Die Sonne ist aufgegangen bei der Geburt einer Nation, dem Rirratjiŋu-Clan.

Des weiteren wird durch miny'tji [heiliges Clan-Design] Rulyapa repräsentiert, das raue Salzwasserland zwischen Nhulunbuy und der großen Insel Dhambaliya (Bremer Island). Es erstreckt sich über die geheimen Tiefen um den heiligen Felsen Manhala, der als Manifestation von Daymirri betrachtet werden kann.

Daymirri ist der Wal (oder gar das Seemonster), der gemäß manikay (heiliger Gesang) des Rirratjiŋu- und des Djambarrpuyŋu-Clans zum Salzwasserland nahe Yirrkala gehört.

Der kuppelförmige Fels Manhala zeigt bei Ebbe, dass er oberhalb der raŋ (Gezeitenmarkierung) weiß ausgebleicht ist und durch Salz und Witterung Patina angesetzt hat. Manhala ist nur einer der Namen, die dem Felsen gegeben wurden. Djambarrpuyŋu- und Rirratjiŋu-Clans haben viele 'tiefe' Namen, die am Höhepunkt einer entsprechenden Zeremonie von den rituellen Meistern intoniert werden. Die See, die den Felsen umgibt, die Gezeitenbewegungen, die unterschiedlichen Zustände und Effekte, die sie auf die Yolŋu hatten, als diese ihn in den Zeiten der Ahnen besucht haben, all dies ist in dem heiligen Gesang zusammengefasst. So ist es mit allen totemischen Wesen des Meeres, die diese Ahnenverbindung zu den Rirratjiŋu und den Djambarrpuyŋu haben.

In dem Design wird oft Daymirri, der Wal, Balpa, der Tiefseedorsch (Rock Cod), Djumbarr, der Kaiserschnapper, Djarrpa, die Mulgaschlange und Mutjalanydjal, der Delphin gemalt. All diese Dinge und ihre Bedeutungen liegen implizit dem minyi'tji für Wasser zugrunde. Manhala und die Macht, die mit dem uralten Wissen verbunden ist, machen diesen Ort sowohl heilig, als auch für diejenigen gefährlich, die sich ihm ohne Befugnis nähern. In diesem Gebiet gibt es drei weitere Felsen mit den gleichen Eigenschaften: Wakwakbuy, Mulŋuwuy und Dharrpawuy. Diese befinden sich aber unter der Wasseroberfläche.

Mit einer der "Wall of Resistance" vergleichbaren Installation mit dem Titel "Birth of a Nation" wurde die Künstlerin im Jahre 2020 Finalistin beim prestigeträchtigen Telstra National Aboriginal and Torres Strait Islander Art Award.


Das Kunstwerk steht unter besonderem Schutz. Jegliche Form der Abbildung, auch von Teilen, erfordert die Genehmigung des Künstlers, bei deren Beschaffung wir gerne behilflich sind.