Details
- Nr.:RKS1351
- Medium:Natürliche Erdpigmente auf Larrakitj
- Größe:215 × 22 cm
- Jahr:2017
- Region:Arnhem Land (East)
- Kunstzentrum:Buku-Larrŋgay Mulka
- Status:
Naminapu hat sich erfolgreich mit Malereien, Drucken und Schnitzereien im Kunstmarkt etabliert. Sie spielt eine große Rolle als Botschafterin der Yolŋu [indigene Australier] und war Kuratorin am Buku-Larrŋgay Museum in Yirrkala. Darüber hinaus wird Naminapu aufgrund ihres Wissens und ihrer Teilnahme an vielen traditionellen Zeremonien von trauernden Teilnehmern während der Rituale, die eine so wichtige Rolle im Leben der Yolŋu spielen, als Fels in der Brandung gesehen. Naminapus Werk beinhaltet Elemente, die dabei halfen, die Grundlagen für die Bestattungszeremonien für ihr Volk zu legen und die zu einem gewissen Grad die Verbindungen der Maŋgalili mit anderen Clans erklären.
In der wangarr (Ahnenzeit) saßen die Guwak-Männer Munuminya und Yikawanga im Schatten des heiligen Marawili-Baumes und wiesen den Koel [australische Kuckucks-Art] Guwak an, das Maŋgalili-Volk an diesen neuen Ort zu führen, den sie in Djarrakpi geschaffen hatten. Als sie sahen, dass das Volk sich auf seinem neuen Land niedergelassen hatte, verkündeten sie den Maŋgalili ihren Abschied und dass sie, die Guwak-Männer, auf das Meer hinaus fahren müssen, zu einem Ort im Himmel, und dass sie Sterne werden würden, die vom Nachthimmel scheinen. Also wurden ein Kanu und Paddel gebaut, und ihre Reise begann, als sie den Milngiya River hinunter paddelten, der in der Nähe von Djarrakpi in die Blue Mud Bay fließt. In der Bucht, einem bedeutungsvollen Ort, entwickelten sich starke Winde, die das Kanu zum Kentern brachten – die Männer ertranken.
An diesem Ort befindet sich die Stätte Yingalpiya, die Brutstätte des Frischwasser-Krokodils. Diese Stätte ist für die Maŋgalili die Quelle der Seelen. Es heißt, dass es für die Guwak-Männer Rettungsversuche gab. Ein spezieller Baumstamm namens Milkamirri oder Bandumul, der Mangrovenwürmer enthielt, bot sich als Hilfe an wie auch das Meergeschöpf Dhäla. Dies war jedoch nicht von Nutzen, weil die Männer sich selbst als Opfer für den Nachthimmel bestimmt hatten, wo sie und nachfolgende Maŋgalili-Seelen heute in der Milchstraße zu sehen sind. Diese Maŋgalili-Seelen erreichen ihre himmlische Position mit Hilfe einer Schnur aus Opossumfell namens Burrkun, die Djarrakpi an der Stätte des Marawili-Baumes mit dem Nachthimmel verbindet. Miliyawuy oder Milngiya (die Milchstraße) wird auch als Nistplatz des Ahnenkrokodils Yingalpiya angesehen. Der Fluss wurde von den Maŋgalili-Helden in den Himmel gesungen – die Milchstraße.
Larrakitj wurden bei den Yolŋu im nordöstlichen Arnhemland traditionell als Beinhaus oder Knochenbehälter verwendet, die als Erinnerung an einen toten Angehörigen bis zu zehn Jahre nach dessen Tod aufgestellt wurden. Nach dem Tod wurde der Körper des Verstorbenen oftmals im Rahmen einer Zeremonie auf eine erhöhte Plattform gelegt und für eine angemessene Zeit den Elementen überlassen. Der Ort wurde dann bis zur nächsten Phase des Rituals verlassen. Diese nächste Phase fand statt, wenn entschieden war, dass die reale Seele des Verstorbenen ihre zyklische Reise zu der Quelle, aus der sie gekommen war, vollendet hatte, von der sie zu gegebener Zeit wiedergeboren würde. Dies konnte einige Jahre dauern.
Während der Körper “aufgebahrt” war, bekamen andere Wind von dem Tod, vielleicht durch unterschwellige Botschaften, und bereiteten sich vor, zu der Totenstätte zu reisen. Üblicherweise war dann genug Zeit verstrichen, so dass die Knochen des Verstorbenen auf der Plattform auf natürliche Weise gereinigt worden waren. Das Wesen der Seele in den Knochen wurde für die letzten Zeremonien vorbereitet, während andere entferntere Teilnehmer ankamen, die für die sichere Reise gebraucht wurden. Das Ritual sah vor, dass die Knochen des Verstorbenen in dem von Termiten ausgehöhlten Erinnerungspfahl zur letzten Ruhe gelegt wurden. Das Bestattungsritual endete damit, dass der Larraktij, der die Knochen enthielt, im Busch aufgestellt wurde. Im Lauf der Zeit wurden der Larrakitj und sein Inhalt wieder zu Mutter Erde zurückkehren. Der Larrakitj wird häufig als Mutterleib bezeichnet.
Sobald sesshafte Missionsgemeinden in Arnhem Land errichtet wurden, war es nicht mehr durchführbar, eine dauerhafte Gemeinde zu verlassen, und es wurde verboten, die Körper auf eine Plattform zu legen. Dennoch bleiben die Kosmologie der Yolngu und das Wesen der Bestattungszeremonie ebenso wichtig. Larrakitj werden weiterhin hergestellt und analog zu einem Grabstein verwendet oder auch um die persönlichen Gegenstände des Verstorbenen aufzubewahren (die aufgrund der Emanation durch Kontakt mit dem Toten gefährlich sein können, wenn sie von den Lebenden nicht beseitigt werden).
Eine weitere Rolle dieses kulturellen Gegenstandes ist die eines Kunst- und Lehrobjektes für jüngere Generationen. Kunstwerke dieser Art beinhalten viele Schichten von Metaphern und Bedeutungen, die von den Beziehungen zwischen einem Menschen und bestimmten Teilen des Landes (sowohl Land als auch Meer) und den Verbindungen zwischen verschiedenen Clans erzählen, aber auch die Mächte erklären, die über und in der Umwelt herrschen, sowie die Mechanismen, wie ein Geist seinen Weg durch das Sein zurücklegt. Das Wissen, auf das sich diese Bildsprache bezieht, vertieft sich in Komplexität und Geheimhaltung, je mehr eine Person in dem lebenslangen Lernprozess fortschreitet.
Das Kunstwerk steht unter besonderem Schutz. Jegliche Form der Abbildung, auch von Teilen, erfordert die Genehmigung des Künstlers, bei deren Beschaffung wir gerne behilflich sind.